Kühle Temperaturen, Regen und viel Wind waren angekündigt. Gleichwohl ließen sich 9 Damen und 10 Herren der Hobbyradlertruppe des RC Vilsbiburg nicht davon abbringen, ihre traditionelle Mehrtagesfahrt im Herbst durchzuführen. Auch Erich Winkler, der kurz vorher von den Paralympics aus Rio de Janeiro zurückkam, war mit von der Partie, um seine erfolgreiche Rennsaison ausklingen zu lassen. Nach einer kurzen Anreise mit dem Begleitbus startete die Tour in Obernzell bei Passau. Die erste Etappe führte entlang der Donau bis Jochenstein, wo ein vier Kilometer langer „Frühstücksberg“ hinein ins Mühlviertel ein erstes Ausrufezeichen dieser schweren Fahrt bis Bad Leonfelden setzte. Von nun an ging es bergauf und bergab bis zur Abtei der Prämonstratenser in Aigen-Schlägl. Von dort folgte die Strecke der österreichisch-tschechischen Grenze entlang bis Bad Leonfelden, das bei Nieselregen und wenigen Plusgraden nach knapp einhundert Kilometern am Spätnachmittag erreicht wurde.
Der nächste Tag sollte nach einer hügeligen Startphase eine lange und landschaftlich herrliche Abfahrt zum Etappenziel nach Weißenkirchen in der Wachau bringen. Der Wettergott machte den Radlern jedoch einen Strich durch die Rechnung. Bereits in den frühen Morgenstunden setzte heftiger Regen ein, weshalb man sich entschloss, die Weiterfahrt zum Hotel mit dem Begleitbus anzutreten. Auf dem Weg besuchte die Gruppe die KZ-Gedenkstätte in Mauthausen, wo bis Ende April 1945 mehr als 100.000 Menschen den Schergen der SS zum Opfer fielen. Nachmittags stand das weltberühmte Benediktinerkloster Melk auf dem Besichtigungsprogramm. Auch ohne Raderlebnis war dieser Tag für alle Teilnehmer überaus eindrucksvoll – im positiven wie im negativen Sinn. Am dritten Tag schien zur Überraschung aller bereits zum Start die Sonne. Nach einer kurzen Fahrt mit der Fähre über die Donau führte die Strecke zunächst zum zweiten berühmten Benediktinerkloster der Wachau, dem Stift Göttweig, das man diesmal aber nur vom Rad aus betrachten konnte. Die darauffolgenden Hügel um St. Pölten herum ließ man in einem flotten Tempo hinter sich, um sich in einem erstklassigen Landgasthof am Fuß des Wienerwaldes für die weiteren Aufgaben zu stärken, die sich als durchaus anspruchsvoll erwiesen. Als die letzte Steigung überwunden war, folgte die Abfahrt ins pittoreske Helenental, das durch den kleinen Ort Mayerling, wo sich der Sohn von Kaiserin Sissi und seine bürgerliche Geliebten das Leben nahmen, traurige Bekanntheit erlangte. Am Ende des Helenental erreichte man den mondänen Kurort Baden. Landschaftlich besonders reizvoll war der letzte Streckenabschnitt des Tages entlang der Weinstraße zwischen Baden und dem Etappenziel Gumpoldskirchen, das nach einer Fahrstrecke von etwa 120 Kilometern erreicht wurde. Am letzten Tag stand die Umrundung des Neusiedler Sees auf dem Programm. Die 120 Kilometer lange Strecke bot zwar keine topografischen Schwierigkeiten, jedoch hatte so mancher mit den langen und nicht mehr enden wollenden Geraden am Ostufer des Neusiedler Sees seine liebe Mühe. Nach einer ausgiebigen Mittagspause erfolgte der Grenzübertritt nach Ungarn, das nach etwa dreißig Kilometer über die grüne Radlergrenze bei Mörbisch wieder verlassen wurde. In Rust endete schließlich die Etappe, von wo es mit dem Bus zurück nach Gumpoldskirchen ging. Der durchaus anspruchsvollen Flachetappe folgte ein launiger Abend in einem Heurigenlokal in Gumpoldskirchen bevor es am darauffolgenden Tag nach einem „Frühschoppen“ mit einem Glas Sturm wieder nach Hause ging.