Nach einem kalten Frühjahr, verregneten Wochen von Mai bis Juli und unerträglicher Hitze im August war die Saison alles andere als radfahrerfreundlich verlaufen. Umso mehr freuten sich die 17 Teilnehmer der diesjährigen Herbstfahrt des RC Vilsbiburg auf das angekündigte spätsommerliche Traumwetter am Lago Maggiore, von wo aus die klassischen Tessiner Rennradstrecken in Angriff genommen wurden. Die Anfahrt mit dem Pkw nach Porto Ronco zum Hotel am Lago Maggiore war zwar lang, jedoch entschädigte gleich der erste Tag für die kurze Nacht.
Nach einem Mittagessen auf der Seeterrasse des Hotels Post al Lago ging es am Lago Maggiore entlang über Ascona und Locarno in den Anstieg nach Sonogno im Verzasca Tal. Bei stahlblauem Himmel und angenehmen Temperaturen wurde der erste steile Anstieg zum Taleingang mühelos überwunden. Von nun an zeigte sich das Valle Verzasca von seiner ganzen Schönheit, die geprägt ist von wilden Schluchten, dem türkisblauen Wildwasser des Verzasca Baches und den typischen Verzasca Häusern, den sog. Rustici aus grauem Stein mit weißen Umrandungen an den Fenstern und schweren Steinplattendächern. Nach dem Anstieg mit knapp 20 Kilometer Länge und einem Höhenunterschied von 800m überwunden war, gab es das verdiente Bier am Talende in Sonogno. Die Abfahrt zurück zum Lago Maggiore war schnell erledigt, so dass sogar noch Zeit war, um ein Gläschen Tessiner Merlot auf der Seepromenade von Ascona zu genießen.
Am zweiten Tag stand die 125 Kilometer lange Umrundung des Luganer Sees auf dem Programm. Nach einer kurzen Anfahrt mit dem Pkw bis Luino ging es bei bestem Radlerwetter vom Lago Maggiore hinüber nach Ponte Tresa am Luganer See. Die Fahrt entlang der romantischen Uferstraße bis Morcote ließ jedes Radlerherz höher schlagen. Kurz nach Morcote wartete dann der erste harte Anstieg des Tages zum Monte Paradiso auf die Teilnehmer. Nachdem die 600 Höhenmeter überwunden waren, bot sich ein überwältigender Blick über den gesamten Luganer See und die ihn umgebende Bergwelt. Die rassige Abfahrt nach Lugano war ein nicht minderer Genuss. Von Lugano führte die Strecke dann entlang des Sees in Richtung Comer See, wo in Perlazzo am östlichsten Zipfel des Luganer Sees die wohlverdiente Mittagspause wartete. Frisch gestärkt machten sich die Teilnehmer von dort an den nächsten 15 Kilometer langen Anstieg nach Lanzo d’Intelvi, wo eine bis zu 20% steile Abfahrt zurück zum Luganer See Steuerkunst und Schneid abverlangte. In der Abendsonne ging es dann entlang des Luganer Sees zurück nach Ponte Tresa und weiter nach Luino am Lago Maggiore.
Am letzten Tag führte die 115 Kilometer lange Runde zunächst entlang des Westufers des Lago Maggiore in Richtung Süden, wo man in Verbania auf verkehrsarme Straßen in Richtung Domodossola abbog. Ab Domodossla galt es, den 14 Kilometer langen Anstieg nach S. Maria Maggiore zu bewältigen, wobei ein ca. 1,5 Kilometer langer Tunnel mit ca. 10% Steigung im Anstieg das Durchhaltevermögen des einen oder anderen Radlers auf die Probe stellte. Gleichwohl wurde auch die letzte Schwierigkeit dieser Herbstfahrt ohne weiteres bewältigt, so dass nach einer Mittagspause im Ortskern von S. Maria Maggiore das berühmte Centovalli in Angriff genommen wurde. Die kurvige Fahrt durch dieses enge Tessiner Tal mit seinen hundert Seitentälern hinab zum Lago Maggiore bot alles wovon Radler träumen. Man konnte es bei strahlendem Sonnenschein „rollen“ lassen und dabei die beeindruckende Landschaft genießen. Leider war nicht nur diese Abfahrt durch das Centovalli viel zu kurz, sondern auch das gesamte Wochenende, das auf der Heimfahrt mit einem gemütlichen Abendessen in dem 300 Jahre alten Hotel Bodenhaus in Splügen abgeschlossen wurde.